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Zahlungsbilanz
Definition:
Die Zahlungsbilanz ist die statistische Gegenüberstellung aller
Transaktionen im internationalen Kapital-, Waren- und Dienstleistungsverkehr
(außenwirtschaftliche Gesamtrechnung).
Aufbau der Zahlungsbilanz:
I. |
Leistungsbilanz |
II. |
Vermögensübertragungen |
III. |
Kapitalbilanz |
IV. |
Saldo der statistisch nicht weiter aufgliederbaren Transaktionen (Restposten). |
V. |
Veränderungen der Auslandsaktiva der Deutschen Bundesbank |
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Die Leistungsbilanz:
Die Leistungsbilanz erfasst alle Transfers, die Einfluss auf Einkommen und
Verbrauch haben. Sie gliedert sich in vier Teilbilanzen.
- Außenhandel / Handelsbilanz:
In diesem Teil der Leistungsbilanz sind der Warenim- und -export, die
Lohnveredelung, bestimmte Reparaturarbeiten sowie die Lieferung von
Schiffs- und Flugzeugteilen enthalten.
Von aktiver Handelsbilanz wird gesprochen, wenn die Exporte wertmäßig
höher als die Importe sind. Eine passive Handelsbilanz liegt vor,
wenn die Einfuhren die Ausfuhren übersteigen.
- Dienstleistungen / Dienstleistungsbilanz:
In der Dienstleistungsbilanz werden die Dienstleistungen erfasst. Dazu
zählen z.B. der Auslandsreiseverkehr, Transportleistungen, Telekommunikationsleistungen,
die Wertschöpfung der Versicherungen, Patente und Lizenzen, Dienstleistungen
von Finanzinstituten und der Transithandel.
Eine Ausfuhr von Dienstleistungen liegt vor, wenn Ausländer inländische
Dienste in Anspruch nehmen. Ein Import ist gegeben, wenn Inländer
ausländische Dienste beanspruchen (z.B. Dienste von ausländischen
Hotels, Restaurants und Einzelhändlern). Die Dienstleistungsbilanz
ist aktiv, wenn die Einnahmen höher als die Ausgaben sind. Im umgekehrten
Falle ist sie passiv.
- Erwerbs- und Vermögenseinkommen:
Zu den Erwerbs- und Vermögenseinkommen zählen Einkommen aus
unselbstständiger Arbeit und Kapitalerträgen, die Inländer
im Ausland zufließen bzw. die Ausländer aus dem Inland beziehen.
Ist der Saldo der Erwerbs- und Vermögenseinkommen positiv, bedeutet
das, dass Inländer im Ausland mehr Erwerbs- und Vermögenseinkommen
erzielt haben als Ausländer in der Bundesrepublik Deutschland.
- Laufende Übertragungen / Bilanz der unentgeltlichen Leistungen:
In der Übertragungsbilanz werden alle Zahlungen zusammengefasst,
denen keine direkten Leistungen gegenüberstehen. Es handelt sich
um laufende Transferzahlungen, i.d.R. um "kleinere" Beträge.
Zu den laufenden Übertragungen rechnen u.a. die Heimatüberweisungen
der Gastarbeiter, Zahlungen an internationale Organisationen, Nettoprämien
der Versicherungen soiwe Rückvergütungen und Entschädigungszahlungen.
Die Bilanz der Vermögensübertragungen:
Zu den Vermögensübertragungen zählen einmalige Transfers
größerer Beträge, wie z.B. Erbschaften, Schenkungen,
Vermögensmitnahmen von Ein- und Auswanderern und Investitionszuschüsse.
Die Kapitalbilanz:
In
der Kapitalbilanz werden Kapitalex- und -importe einschließlich
der Tilgungen gegenübergestellt. Die "Einnahmen" werden
auf der rechten Seite (Haben), die "Ausgaben" auf der linken
Seite (Soll) gebucht.
Zu den Ausgaben zählen kurzfristge Zahlungen an das Ausland (Zahlungen
per Schecks, Wechsel etc.) sowie die in der Rechnungsperiode entstandenen
Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland. Die Tilgung der Verbindlichkeiten
wird im Haben der Kapitalbilanz gebucht.
Zu den Einnahmen gehören die kurzfristigen Zahlungen aus dem Ausland
und die in einer Rechnungsperiode entstandenen Forderungen gegenüber
dem Ausland. Die Tilgung der Forderungen wird im Soll der Kapitalbilanz
gebucht.
Die Kapitalbilanz wird in 4 Positionen unterteilt:
- Direktinvestitionen:
Zu den Direktinvestitionen zählen der Erwerb von Immobilien im
Ausland, Beteiligungen durch Erwerb von Kapitalanteilen an Unternehmen
im Ausland (Erwerb von Aktien ausländischer Unternehmen), Kreditbeziehungen
mit ausländischen Unternehmen und die Errichtung ausländischer
Betriebsstätten.
- Wertpapiere:
In dieser Position werden grenzüberschreitende Wertpapiertransaktionen
erfasst. Dazu zählen z.B. der Erwerb von Aktien, der Erwerb von
Investment- und Geldmarktfonds, Geldmarktpapiere, Optionsscheine und
Finanzderivate.
- Kreditverkehr:
Unter diesem Posten werden Kreditbeziehungen von Kreditinstituten, Unternehmungen,
privaten Personen und öffentlichen Haushalten mit dem Ausland erfasst.
- Sonstige Anlagen:
Die sonstigen Anlagen enthalten alle Kapitalzuflüsse aus dem Ausland
bzw. alls Kapitalabflüsse in das Ausland, die nicht in den pben
genannten Kategorien enthalten sind (z.B. Beteiligungen der Bundesrepublik
an internationalen Organisationen, Versicherungsauszahlungen der Lebensversicherungen).
Saldo der statistisch nicht weiter aufgliederbaren Transaktionen (Restposten):
Ungeklärte Beträge kommen zustande durch statistische Ermittlungsfehler und
statistisch nicht erfassbare Transaktionen.
Veränderungen der Auslandsaktiva der Deutschen Bundesbank:
In dieser Position werden die von der Dt. Bundesbank angekauften bzw. von
ihr verkauften ausländischen Zahlungsmittel ausgewiesen.
Zahlungsbilanzungleichgewichte:
Arten von Zahlungsbilanzungleichgewichten:
- Zahlungsbilanzüberschüsse:
- Exporte sind größer als Importe (aktive Handelsbilanz)
- Kapitalimporte sind größer als die Kapitalexporte (aktive Kapitalbilanz)
- Zahlungsbilanzdefizite:
- Exporte sind kleiner als Importe (passive Handelsbilanz)
- Kapitalimporte sind kleiner als die Kapitalexporte (passive Kapitalbilanz)
Ursachen von Zahlungsbilanzungleichgewichten:
- Zahlungsbilanzüberschüsse:
- Kostenvorteile bei Exporten führen zu Exportsteigerungen
- durch erhöhte Kaufkraft der ausländischen Währung im Inland nehmen Ferienreisen von Ausländern nach Deutschland zu.
- steigende Einkommen von Inländern durch Auslandstätigkeit
- Zahlungsbilanzdefizite:
- niedrige Einkaufspreise für Importwaren, daher hohe Importzuwächse
- Zunehmende Reisen ins Ausland durch steigende Kaufkraft der Inlandswährung im Ausland
- hohe Vermögenseinkünfte von Ausländern im Inland
Wirkungen von Zahlungsbilanzungleichgewichten:
- Zahlungsbilanzüberschüsse:
Übersteigen die Exporte von Gütern und Dienstleistungen
die Importe, entsteht kurzfristig ein Devisenüberschuss. Nettodevisenzuflüsse
bewirken eine Erhöhung der inländischen Geldmenge, weil
die Zentralbank den Ankauf der Devisen mit Inlandswährung bezahlt
und dadurch die umlaufende Geldmenge erhöht. Die steigende Geldmenge
wirkt tendenziell beschäftigungsfördernd. Bei bestehender
Vollbeschäftigung kann es zu Preissteigerungen kommen (importierte
Inflation).
Bei freien Wechselkursen wird der Zahlungsbilanzausgleich automatisch
herbeigeführt. Auf dem Devisenmarkt übersteigt das Angebot
an ausländischer Währung die Nachfrage. Der Wechselkurs
für die ausländische Währung fällt. Der Außenwert
der inländischen Währung steigt. Die inländische Währung
erfährt eine Aufwertung, da weniger Inlandswährung für
eine bestimmte Menge Auslandswährung gezahlt werden muss. Gleichzeitig
wird die ausländische Währung abgewertet. Der Anstieg des
Außenwertes der heimischen Währung hat zur Folge, dass
inländische Waren im Ausland teurer werden. Dadurch verringert
sich die internationale Wettbewerbsfähigkeit, die Exporte gehen
zurück, das inländische Wachstum wird gehemmt. Gleichzeitig
werden die Einfuhren billiger. Niedrige Einfuhrpreise dämpfen
einerseits die inländische Preissteigerungsrate, andererseits
führen sie zu einem Arbeitsplatzabbau in den durch die Konkurrenz
der ausländischen Produkte und Dienstleistungen betroffenen Branchen.
Wirkungen von Zahlungsbilanzüberschüssen |
1. |
Ansteigen der inländischen Geldmenge |
2. |
Fallen des Zinsniveaus |
3. |
Anstieg der Beschäftigung |
4. |
Bei Vollbeschäftigung: Preisanstieg |
5. |
Folge: Aufwertung der Inlandswährung |
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- Zahlungsbilanzdefizite:
Negative Salden im Außenhandel und in den Dienstleistungen führen
zu einem Devisenmangel. Da die Devisenabgänge die Devisenzugänge
übersteigen, kommt es zu einem Nettodevisenabfluss. Kurzfristig
verringert sich die inländische Geldmenge, weil die Zentralbank
Devisen gegen Inlandswährung verkauft und dadurch Zentralbankgeld
stillgelegt wird. Die sinkende Geldmenge bewirkt ein Sinken der gesamtwirtschaftlichen
Nachfrage und führt zu einem Abbau von Arbeitsplätzen.
Durch den Wechselkursmechanismus wird der Ausgleich der Zahlungsbilanz herbeigeführt.
Auf dem Devisenmarkt überstiegt die Nachfrage nach der ausländischen
Währung das Angebot. Der Wechselkurs der ausländischen Währung
steigt. Der Außenwert der inländischen Währung sinkt,
da mehr Inlandswährung für eine bestimmte Menge Auslandswährung
gezahlt werden muss (Abwertung). Als Folge werden die inländischen
Güter für das Ausland billiger. Das stimuliert mittelfristig
bis langfristig die inländische Konjunktur und wirkt beschäftigungsfördernd.
Wirkungen von Zahlungsbilanzdefiziten |
1. |
Fallen der inländischen Geldmenge |
2. |
Steigen des Zinsniveaus |
3. |
Rückgang der Beschäftigung |
4. |
Rückgang der Preissteigerungsrate bzw. Preisrückgänge |
5. |
Folge: Abwertung der Inlandswährung |
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Maßnahmen zur Beseitigung von Zahlungsbilanzungleichgewichten:
Außenwirtschaftlich sind Zahlungsbilanzüberschüsse leichter zu korrigieren als
Zahlungsbilanzdefizite. Zahlungsbilanzdefizite führen zu Devisenmangel.
Importe können bei Devisenmangel nur mit Auslandskrediten finanziert
werden. Diese Kredit müssen verzinst und getilgt werden, sodass
ein anhaltendes, kreditfinanziertes Zahlungsbilanzdefizit ensteht,
das bei Kreditfälligkeiten zu massiven Rückzahlungsproblemen
führen kann.
Neben dem finanziellen Aspekt beeinflussen Zahlungsbilanzdefizite die Beschäftigung
im Inland. Importüberschüsse bedeuten, dass mehr inländische
Nachfrage auf das Ausland gerichtet ist als ausländische Nachfrage
auf das Inland. Es ist tendenziell zu erwarten, dass inländische
Produzenten bei nicht ausgelasteten Kapazitäten Arbeitsplätze
abbauen. Es besteht die Gefahr der Unterbeschäftigung.
Aber auch Zahlungsbilanzüberschüsse sind mit Gefahren verbunden.
Im Export verdiente Devisen führen im Inland zu einer Geldmengenerhöhung.
Gleichzeitig besteht im Inland eine Güterlücke, da Teile
des Inlandsprodukts exportiert werden. Beides fördert die inflationären
Tendenzen im Inland.
Maßnahmen zur Beseitigung anhaltender Zahlungsbilanzdefizite |
1. Güterwirtschaftliche Maßnahmen |
Beispiele für Exportförderungen:
- Aufhebung von Ausfuhrkontingenten und Ausfuhrembargos
- Ausfuhrsubventionen, z.B. Steuererleichterungen, Exportprämien, Zinsvergünstigungen für Exportkredite
- Staatliche Exportbürgschaften und -garantien
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2. Monetäre Maßnahmen |
Eine Heraufsetzung des Wechselkurses erleichtert Exporte und erschwert Importe, weil
eine Einheit der Inlandswährung weniger Einheiten fremder
Währungen entspricht (Wechselkurspolitik).
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Maßnahmen zur Beseitigung anhaltender Zahlungsbilanzüberschüsse |
1. Güterwirtschaftliche Maßnahmen |
Beispiele für Exportdrosselungen:
- Einführung von Exportkontingenten und Exportembargos
- Abschaffung von Steuererleichterungen, Subventionen und Zinsvergünstigungen bei Exportfinanzierungen (Preispolitik).
Beispiele für Importförderungsmaßnahmen:
- Abschaffung oder Senkung von Importzöllen (Preispolitik)
- Aufhebung von Importkontingenten (Mengenpolitik)
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2. Monetäre Maßnahmen |
Ein Sinken des Wechselkurses fördert Importe und erschwert Exporte,
weil eine Einheit der Inlandswährung mehr Einheiten fremder
Währungen entspricht (Wechselkurspolitik). |
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Kommentare
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Echt klasse!!!, Babsn, 07.03.2006 |
Die RETTUNG für mein Referat über die Zahlungsbilanz perfekt!!! Danke danke danke!! |
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gut, vip, 22.11.2004 |
sehr schöne Übersicht, das kann sich sehen lassen! |
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Spitze, sunny2468, 15.03.2004 |
Das ist echt mal klasse erklärt!!
Vielen vielen Dank!! |
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endlich auch die Zahlungsbilanz!!!!, N.A., 06.09.2003 |
Super |
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