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Interview: Mehr als erneuerbare Energien (Teil I)

Investieren, um das menschliche Leben zu verbessern: Das ist Alfred Platows Credo, Gründer und Präsident der Ökoworld Lux S.A. Mit BANKMAGAZIN sprach er über Werte und beschrieb den Investmentprozess seines Hauses.

BANKMAGAZIN: Was verstehen Sie unter dem Begriff „Öko“?
Platow: Öko ist all das, was Sie mit Ökonomie und dem Reflektieren über Ökonomie in Verbindung bringen. Kapitalismus, ein anderer Begriff für Ökonomie, versteht sich im traditionellen Sinne als die Selbstausbeutung des Menschen. Dabei geht es um die Frage: Wie kann ich aus der Arbeitskraft des Menschen das Beste herausholen? Führe ich diesen Gedanken konsequent weiter, führt er zu einer Ausbeutung der Erde, zum Beispiel ihrer Ressourcen. Ökologie ist für mich der Widerpart, aber auch der ideale Partner der Ökonomie. Ohne die Ökologie ging das Ganze irgendwann zu Boden, zu Ende und unter. Ökologie ist quasi der Retter des kapitalistischen Wirtschaftssystems. Somit steht der Begriff "Öko" in Ökoworld für den Einklang aus Ökonomie und Ökologie.

BANKMAGAZIN: Worauf achtet Ökoworld beim Investieren des Fondsvermögens genau?
Platow: Wir achten darauf, dass das Vermögen – aktuell etwa eine halbe Milliarde Euro – in Unternehmen fließt, die mit ihren Produkten, ihrer Dienstleistung oder in der Mischung aus beidem unser Fortbestehen, unsere Existenz fördern. Mit unserem Fonds Ökovision investieren wir zum Beispiel in einen Hersteller, der PVC-freie Hörgeräte produziert. Denn eine Hörhilfe trägt man direkt auf der Haut, und aufgrund der Körperwärme kann sich PVC lösen und in den Körper gelangen. Das ist selbstverständlich nicht gesund. Fast ein Viertel unserer Werte hat etwas mit Gesundheit zu tun. Auch das ist für uns Ökologie, nicht nur die regenerativen Energien. Wir verstehen unter Ökologie etwas, das den Menschen positiv beeinflusst und das menschliche Leben verbessert. Ökologie in der Kapitalanlage bedeutet sicher nicht, dass lediglich eine isolierte Branche bedient wird. Dies beweisen unter anderem Titel wie Ebay, Google, Starbucks, Henkel, Zumtobel, Electrolux, Fresenius, Hewlett Packard, die Sie in unserem geprüften Anlageuniversum finden.
Daher investieren wir zum Beispiel auch in Fahrradhersteller. Fahrräder sind Fortbewegungsmittel, die Menschen in Bewegung halten. Außerdem mutieren Fahrräder mit einem Elektromotor angetrieben vielleicht in Zukunft zu einem Transportmittel in Städten: Damit können Sie bequem und ohne Schweißflecken unter dem Anzug zur nächsten Konferenz fahren. Zunächst achten wir darauf, wo, in welcher Form und aus welchem Material die Fahrräder hergestellt werden und wer die Zulieferbetriebe sind. Überdies schauen wir, ob das, was produziert wird, für das menschliches Leben mit einer Zukunft eine Verbesserung ist. Jüngst haben wir zum Beispiel in eine Gesellschaft in Westfalen investiert, die im Februar an die Börse gegangen ist, Derby Cycle. In deren Fahrrad „Impulse“ ist eine Batterie eingebaut, mit deren Hilfe Sie 80 bis 100 Kilometer fahren können. Das ist eine enorme Leistung.

BANKMAGAZIN: Angenommen, ein Unternehmen bietet ökologische Produkte oder Dienstleistungen nach Ihrem Verständnis an, behandelt aber seine Mitarbeiter schlecht. Investieren Sie oder nicht?
Platow: Nein, wir investieren dann nicht. Grundsätzlich achten wir auf die Einhaltung aller Werte, die zum menschlichen Dasein in unserer Überlegung dazugehören. Das prüfen wir ziemlich individuell, da ein Hörgeräte-Hersteller völlig andere Probleme hat als zum Beispiel eine Eisenbahngesellschaft. Bei unseren Werten richten wir uns nicht nach traditionellen Standards. In den USA beispielsweise orientieren sich einige Anleger an dem Denken der Quäker und investieren nicht in Alkohol, Prostitution, Waffen, Tabak und Glücksspiel. Dieses Prinzip hat aber mit der wirklichen Betrachtungsweise von Werten für diesen Menschen nur bedingt etwas zu tun. Wir betrachten bei unserer Prüfung, ob wir in ein Unternehmen investieren, zum Beispiel das Thema Alkohol gar nicht. Wir finden Alkohol nicht menschenentwürdigend. Aber wir achten auf das Maß der Dinge, und wir betrachten ein Unternehmen von A bis Z. Wann es geht, besuchen wir Unternehmen, in die wir investiert sind. Wir haben 1992 damit begonnen und in diesen fast 20 Jahren 2.000 Unternehmen weltweit untersucht und halten den Kontakt zu den Firmen, weil sich die Bedingungen dort ja auch ändern können.

BANKMAGAZIN: Das Titel-Research klingt sehr aufwändig. Wie haben Sie das organisatorisch gelöst?
Platow: Wir haben einen völlig anderen Prozess als andere Kapitalanlagegesellschaften. Dort gibt es zum einen den Research- und Analyse-Bereich, zum anderen die Fondsmanager. Diese beiden Abteilungen haben aber wenig mit ökologischen Überlegungen und Entscheidungen zu tun. Deshalb haben wir von Anfang an Research und Analyse unter dem Gesichtspunkt Ökologie selbst gemacht, was ja die Werthaltigkeit unserer Gesellschaft ist, sozusagen unser Coca-Cola-Sirup. Außerdem haben wir für die Ökovision-Fonds und Ökotrend Bonds einen unabhängigen Anlageausschuss, seit 1992. Elf Menschen aus Politik, Wirtschaft, aus dem institutionellen und Hochschul-Bereich arbeiten darin ehrenamtlich an 14 Tagen des Jahres für uns. Die Mitglieder diskutieren jedes einzelne Unternehmen, die Dr. Karl-Heinz Brendgen mit seinem Ökoworld-SRI-Research Team anfertigt, auf Basis wissenschaftlich ausgearbeiteter Vorlagen von 30 bis 40 Seiten, teilweise nächtelang, und entscheiden dann im Mehrheitsverhältnis, ob die Firma in unser Investment-Universum aufgenommen wird oder nicht. In festen Intervallen werden die Unternehmen einem Update unterzogen. Der Anlageausschuss kann, sollte es Gründe dafür geben und harte Ausschlusskriterien berührt werden, auch adhoc über ein Unternehmen neu befinden. Mit dem richtigen Zeitpunkt für ein Investment beschäftigt sich in unserem Hause der Bereich Finanzanalyse und Portfoliomanagement. Das Team der hauseigenen Financial Researcher und das Ökoworld-Fondsmanagement übernehmen in Luxemburg innerhalb des vorgegebenen Anlageuniversums die Kapitalmarkt- und Finanzanalyse, die Titelselektion, die Portfoliokonstruktion sowie das Day-to-Day-Management. Die Portfoliomanager dürfen immer nur das kaufen, was ins Anlageuniversum aufgenommen und so als „okay“ bezeichnet wurde. Das macht den getrennten Investmentprozess aus, das besondere Ökoworld-Prinzip.

BANKMAGAZIN: Sie haben im Jahr 2009 die Finanzanalyse und das Portfoliomanagement von extern ins eigene Haus geholt. Warum?
Platow: 1995 hatten wir Ecofin mit Finanzanalyse und Portfoliomanagement beauftragt, eine Londoner Managementgesellschaft. Mit Ecofin kamen wir aber nicht klar, das Unternehmen war manchmal etwas stur, was seine Management- und Analysetätigkeit anbetraf, und hat uns zu „Continental Financiers“ degradiert. Nach drei Jahren haben wir Ecofin daher verlassen und sind relativ spontan die Zusammenarbeit mit dem Bankhaus Sarasin eingegangen, das uns sympathischer war. Und ab 2005 habe ich dann aufgrund des immer größer werdenden Erfolges nach einem international tätigen strategischen Partner gesucht und nach eineinhalb Jahren Suche die belgisch-holländische Gruppe Fortis gefunden. Fortis ist im September 2008 im Rahmen der Finanzkrise leider den Bach runter gegangen, und da war es für uns eine logische Konsequenz, alles in die eigenen Hände zu nehmen. Wir haben dann einen Neuanfang gemacht und das Risiko der Finanzanalyse und Portfoliomanagements selbst übernommen. Wir haben gute Leute eingekauft und sind zum 1. November 2009 in der eigenen Verantwortung für diesen Prozess gestartet. In Luxemburg sitzt nun heute ein Team in eigenen Räumlichkeiten bestehend aus den drei Fondsmanagern Alexander Mozer, Alexander Funk und Felix Schnella sowie den beiden Finanzmarktanalysten Olaf Cörper und Tobias Geyer. Mein neuer Vorstandskollege Michael Duesberg ist dort vor Ort und trägt die Verantwortung für diesen Bereich. Weiterhin halten wir die Bereiche Research/Analyse mit Sitz in Hilden und Finanzanalyse/Portfoliomanagement in Luxemburg strikt getrennt.

Quelle: Bankmagazin.de

Veröffentlicht von: TobiasH
Datum: 29.07.2011
Quelle: Bankazubis.de

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